2018-11-12 20:39

Verträge sind einzuhalten - oder auch nicht

Nachtrag: Die Versicherungsverbände haben wegen des grossen negativen Echos beschlossen, von der Forderung abzusehen. Die Sanitas hat mein Schreiben ernst genommen und entsprechend beantwortet.

Die Lobby der Krankenkassen (sprich die Verbände Santésuisse und Curafutura) haben sich im Parlament dafür eingesetzt, die Versicherungsverträge einseitig ändern zu können. Wer einmal eine medizinische Behandlung benötigte, kann die Versicherung oft nicht mehr wechseln und ist bei seiner Versicherung «gefangen». Es ist deshalb nicht akzeptabel, dass die Versicherung die Bedingungen einseitig ändern kann. Ich habe meiner Zusatzversicherung Sanitas deshalb den folgenden Brief geschickt:

Guten Tag,

in der NZZ war zu lesen, dass die Lobby der Krankenversicherungen zur Zeit versucht, ein einseitiges Änderungsrecht für die Verträge über Zusatzversicherungen im Gesetz zu verankern (https://www.nzz.ch/schweiz/die-versicherungslobby-will-vertraege-einseitig-anpassen-duerfen-eines-der-schlimmsten-gesetze-sagt-der-ombudsmann-dazu-ld.1435838).

Ein solches Recht macht die Zusatzversicherung unter Umständen komplett wertlos, was besonders dann ärgerlich ist, wenn man über Jahre eingezahlt hat. Da ich bei Sanitas eine Zusatzversicherung habe, möchte ich um die Beantwortung der untenstehenden Fragen bitten. Die Antworten werden mir dabei helfen abzuwägen, ob ich die Versicherung kündige und das eingezahlte Geld anderweitig anlege.

  • Unternahm oder unternimmt die Sanitas Anstrengungen, welche darauf abzielen, den in der NZZ erwähnten Art. 35 ins Gesetz zu schreiben?
  • Ist die Sanitas Mitglied bei Verbänden oder anderen Lobbyorganisationen, welche sich für die erwähnte Regelung einsetzen?
  • Ist die Sanitas nicht auch der Ansicht, dass wer einen solchen Artikel fordert und fördert, jeglichen Anstand im Geschäftsleben verloren hat?
  • Wird die Sanitas, falls der Art. 35 wie in der NZZ berichtet ins Gesetz aufgenommen werden würde, gegenüber den Versicherten verbindlich darauf verzichten, die Vertäge nachträglich zu ändern?
  • Ist die Sanitas nicht auch der Ansicht, dass ein solcher Artikel im Gesetz ihr Geschäft schädigen würde, da die Branche im Abstimmungskampf (das Referendum wäre wohl sicher) einen immensen Imageschaden zu erwarten hätte?
  • Würde sich die Sanitas im Abstimmungskampf nach einem Referendum engagieren? Würde sie Beiträge an Verbände oder andere Lobbyorganisationen bezahlen, welche sich im Abstimmungskampf für das Gesetz engagieren?

Es ist bekannt, dass die Krankenversicherungen in Sachen Lobbying im Parlament überrepräsentiert sind. Dass sie nun versuchen, eine dermassen unanständige Forderung im Parlament durchzusetzen, zeigt eine unglaubliche Arroganz der Branche. Ich versichere Ihnen, dass ich als Kunde nicht jahrelang einzahlen werde, ohne zu wissen welche Leistungen ich dafür kriege. Vielmehr werde ich alles mir mögliche tun, um die Leute über diesen inakzeptablen Vorstoss Ihrer Branchenverbände zu informieren und um Druck gegen die Branchenverbände aufzubauen. Ich bezahlte mir daher auch vor, Ihre Antworten auf diese Anfrage auf Social Media und anderweitig zu veröffentlichen.

Freundliche Grüsse,

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