2019-08-25 12:30

Wer ist «Axon Insight»?

Kaum jemand dürfte schon einmal bewusst mit der Firma «Axon Insight» zu tun gehabt haben. Wenige kennen die Firma, aber die Firma kennt viele.

Wer in einem Schweizer Onlineshop bestellt und per Rechnung zahlt, löst damit in vielen Fällen eine Abfrage in einer Bonitätsdatenbank aus. Diese Datenbanken werden von Firmen wie CRIF und Intrum (früher Intrum Justitia) betrieben, deren Geschäftsmodell darin besteht, möglichst viele Daten über die Kunden verschiedener Online-Shops zu sammeln, zusammenzuführen und sie wieder an die Online-Shops zu verkaufen. Wer also beispielsweise bei Le Shop, Melectronics oder Brack auf Rechnung bestellt, löst zwei Interaktionen mit der Datenbank aus: Bei der Bestellung wird überprüft, ob nagative Einträge über das Zahlungsverhalten des Kunden vorliegen, nach der Zahlung wird der Datenbank die Information übermittelt, ob die Zahlung püntktlich eingegangen ist (das ist der Grund, weshalb bei vielen Online-Shops das Geburtsdatum eingegeben werden muss).

Eine Datenbank mit solchen Daten zu betreiben ist legal, auch ohne Einwilligung der Betroffenen. Als Betroffener hat man jedoch das Recht, Auskunft darüber zu erhalten, wer welche Informationen wozu speichert. Hierfür gibt es einen Musterbrief, den man beim Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten herunterladen und zusammen mit einer Ausweiskopie an den Betreiber der Datenbank senden kann.

Die Antwort kann sehr spannend sein, so können falsche Einträge oder Verknüpfungen von Personen der Grund sein, weshalb jemand in bestimmten Online-Shops nicht auf Rechnung bestellen kann oder man stellt fest, dass sehr viele Firmen, von denen man noch nie gehört hat, mit den eigenen Personandaten hantieren.

Eine solche Firma, die kaum bekannt ist, aber trotzdem eine Menge Daten sammelt, ist die Firma «Axon Insight», früher «Datapuls». Der Antwort auf mein Auskunftsbegehren sieht man sofort an, dass sie wohl kaum viele Auskunftsbegehren erhält: Sie ist nicht komplett (Daten, welche CRIF, Intrum etc. von Axon Insight erhalten haben fehlen im Auszug) und einige Fragen aus dem Auskunftsbegehren werden einfach übergangen (z.B. an wen Daten weitergegeben wurden). Ob beim zweiten Anlauf ein kompletter Auszug kommt wird sich zeigen.

Auch sonst scheint die Firma (die übrigens in einem Schlösschen bei Luzern residiert) nicht besonders interessiert am Thema Datenschutz. So hat die Firma es seit 2014 versäumt, dem Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten mitzuteilen, dass sie nicht mehr «Datapuls AG» sondern eben jetzt «Axon Insight» heisst - obwohl sie hierzu verpflichtet gewesen wäre, da jede Datensammlung mit dem Namen des Inhabers beim EDÖB zu registrieren ist. Erst auf meine Nachfrage im Auskunftsbegehren hat sie das Versäumnis nachgeholt. Dafür, dass die Beantwortung des Auskunftsbegehrens beinahe doppelt so lange gedauert hat wie das gesetzliche Maximum hat sich die Firma entschuldigt - aber auch das zeigt, dass man sich dort Auskunftsbegehren nicht gewohnt ist.
Nebenbei: Dass die gar nicht mehr existierende «Datapuls AG» noch immer auffindbar und scheinbar aktiv ist, obwohl eigentlich nicht mehr existent, erhöht das Vertrauen in die Firma auch nicht gerade.

Ich kann nur jedeN ermuntern, der Firma ebenfalls ein Auskunftsbegehren zu senden - es ist einerseits spannend zu sehen, was die unbekannte Firma aller über einem weiss und andererseits wichtig, dass die Verantwortlichen dort sehen, dass sie sich zumindest Mühe geben müssen, wenn sie unsere Daten sammeln und weiterverkaufen ohne uns zu fragen.

Musterbrief des EDÖB: Link (Ausweiskopie beilegen)
Adresse: Axon Insight, Schlössli Schönegg, Wilhelmshöhe, 6003 Luzern

Datenbank des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten mit allen registrierten Datensammlungen: Link

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